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14.09.2018 10 Minuten Lesezeit

Die Kraft der Düfte – Aromatherapie in der Seniorenbetreuung

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Pfefferminze, Zitrone oder Lavendel – Düfte sind in unserem Alltag allgegenwärtig und üben auf den Menschen eine ganz besondere Wirkung aus.

Patricia Schmöckel, Leiterin Sozialer Dienst der CMS Dienstleistungs- und Objektservice GmbH in Greven, hat sich mit dem Thema intensiv beschäftigt und bietet in ihrer Einrichtung seit einem halben Jahr eine Aromatherapie zur Förderung des Wohlbefindens für Senioren an.

Patricia Schmöckel, Leiterin Sozialer Dienst der CMS Dienstleistungs- und Objektservice GmbH in Greven
"Wir versuchen, Düfte und Aromen, die wir mittlerweile nur noch sehr verkünstelt kennen, wieder ganz natürlich anzubieten und somit die Wahrnehmung positiv zu beeinflussen." - Patricia Schmöckel, Leiterin Sozialer Dienst der CMS Dienstleistungs- und Objektservice GmbH in Greven

Ein spannendes Thema, wie wir finden. Wie kommen Düfte und ätherische Öle in der Seniorenbetreuung zum Einsatz? Was hat das mit Erinnerungspflege zu tun? – Das und mehr hat uns Frau Schmöckel sehr begeisternd erzählt. Die Einrichtung wurde für ihr Verpflegungskonzept, und die Aromatherapie als Teil dessen, 2018 mit dem goldenen Siegel „Impulsgeber emotionaler Genuss“ ausgezeichnet.

Kochen für Senioren: Duft und Geschmack sind wesentliche Bestandteile von Genuss. Wie integrieren Sie die Komponenten in den Alltag bzw. in Ihr Verpflegungskonzept?

Patricia Schmöckel: Die unterschiedliche Wahrnehmung und Wirkung von Düften haben wir erstmals innerhalb unseres Verpflegungskonzeptes beobachten können, wie etwa beim gemeinsamen Backen und Kochen oder bei der Pflege unserer Hochbeete. Der Duft des gemeinsam zubereiteten Essens, des frisch gebackenen Kuchens oder von frischen Kräutern werden intensiver wahrgenommen. Das hat uns dazu bewogen, uns mit dem Thema Düfte und Aromen zu beschäftigen.

Kochen für Senioren: Welche Beobachtungen konnten Sie bei den Senioren in Bezug auf Düfte machen? Wie reagieren diese darauf?

Patricia Schmöckel: Das Besondere an Düften ist, dass die Erinnerung an sie besonders gut ist und lang in unserem Gehirn gespeichert wird. Beispielsweise ruft der Duft von Orange bei mehreren Bewohnern die Erinnerung an die eigene Mutter hervor. Bekannte Düfte wie Zimt oder Vanille lassen Bilder von gemeinsamen Weihnachtsfesten lebendig werden. Frische Düfte wie beispielsweise der Duft von Mandarine kann ein Gefühl der Zufriedenheit und Entspannung auslösen. Natürlich gibt es aber auch Düfte, die schmerzliche oder traurige Erinnerungen hervorrufen – das finden wir dann gemeinsam heraus. Damit bekommt das Thema Erinnerungspflege noch einmal eine andere Perspektive.

Kochen für Senioren: Welchen Stellenwert nimmt das Thema Aromatherapie in Ihrem Haus ein?

Patricia Schmöckel: Die Aromatherapie hat einen wichtigen Stellenwert und das nicht nur für die Bewohner, die sich daran erfreuen und dadurch Erinnerungen aufleben lassen können. Auch für mich ist es ein schöner Teil meiner Arbeit. Ich habe mich intensiv mit dem Thema beschäftigt und sehr viel lernen können. Heute wissen Bewohner und Kollegen, was es bedeutet, wenn ich mein Köfferchen bei mir trage. Viele von ihnen freuen sich dann auf ihre persönliche Aromazeit.

Kochen für Senioren: Wie wird das Angebot von den Bewohnern wahr- bzw. angenommen?

Patricia Schmöckel: Das Angebot wird sehr gut angenommen. Es gibt ja keinen Stundenplan – ich passe das Therapieangebot flexibel an die Stimmung der Bewohner an. Wenn die Stimmung es zulässt, wird beispielsweise eine belebende Massage mit ätherischen Ölen durchgeführt. Oder es werden zur Beruhigung ein bis zwei Tropfen Lavendelöl auf die Handinnenfläche, den Handrücken oder auf eine Kompresse gegeben. Wir versuchen mit der Therapie vor allem auch die Bewohner zu erreichen, die in ihren Zimmern bleiben und oft nicht mehr aktiv am Alltag teilhaben können. Für sie können Düfte oft tröstend wirken. Das zeigt sich auch bei der Sterbebegleitung. Bestimmte Düfte wirken beruhigend und können es sogar schaffen, den Übergang zu erleichtern.

Kochen für Senioren: Was würden Sie anderen Einrichtungen auf den Weg geben wollen? Sind Konzepte wie eine Aromatherapie einfach umsetzbar?

Patricia Schmöckel: Es ist wichtig selbst am Ball zu bleiben, aber auch seine Vorgesetzten zu überzeugen und nach Weiterbildungen in Form von Schulungen und Seminaren zu fragen. Und dann heißt es: Einfach auzsprobieren und machen! Denn nur so kann man selbst und letztendlich auch das Umfeld von den persönlichen Erfahrungen profitieren. Bei der Aromatherapie empfiehlt es sich tatsächlich, sich etwas tiefer in die Materie einzuarbeiten, besonders weil die vielen verschiedenen Düfte so unterschiedlich und individuell sind. So wie die Bewohner es auch sind.