Interview mit Bloggerin Kati Cares
Kati ist die Autorin des Online-Blogs „kati cares“. Herzstück ihres Blogs sind Geschichten über alte Menschen.
Natürlich geht es aber auch um alle, die die Senioren unterstützen: Angehörige, Pflegekräfte, Betreuer und Ehrenamtliche.
Wir haben Kati zum Gespräch eingeladen, um mehr über sie und ihren Blog zu erfahren.
Kochen für Senioren: Liebe Kati, wie erklärst du den Menschen in deinem Umfeld, was du mit „kati cares“ genau tust? Was können wir uns unter einem Blog für das Alter vorstellen?
Kati: Nicht jedem ist auf Anhieb klar, was ein Blog ist. Ich erkläre es daher oft als eine Art Zeitschrift im Internet, für die ich Geschichten über Senioren und Pflege schreibe. Darunter können sich die meisten etwas vorstellen. Den Blognamen „kati cares“ habe ich bewusst aus zwei Gründen gewählt. Der englische Begriff „care“ bedeutet pflegen, betreuen oder kümmern. Gleichzeitig kann man damit ausdrücken, dass einem jemand oder etwas wichtig ist. Das macht den Begriff zum idealen Namensgeber für meinen Blog, auf dem ich über alte und hochaltrige, oft auch pflegebedürftige Menschen und ihr Umfeld berichten möchte.
Kochen für Senioren: Und wie bist du zum Schreiben und vor allem zu diesem Thema gekommen?
Kati: Ich komme ursprünglich aus der Öffentlichkeitsarbeit und habe in einer Kommunikationsagentur gearbeitet. Schreiben ist in diesem Beruf ein fester Bestandteil. Als mein Opa an Demenz erkrankt ist, habe ich mich erstmals intensiver mit dem Thema Pflege auseinandergesetzt. Mein Wissensdurst hat dann soweit geführt, dass ich das Masterstudium „Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz“ absolviert habe. Um auch praktische Erfahrungen zu sammeln, habe ich dann einen Nebenjob als Alltagsbegleiterin in einem Pflegeheim in Ahrensburg bei Hamburg begonnen. Im Anschluss an mein Studium sind dort auch die ersten Geschichten entstanden, zum Beispiel „Auf eine Erdbeere mit Ursula“. Wir sind damals über die Themen Genuss und Essen ins Gespräch miteinander gekommen. Die 94-Jährige hatte von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin frische Erdbeeren mitgebracht bekommen, da sie selbst keine Angehörigen mehr hat, die ihr solche Wünsche erfüllen könnten. Das war etwas ganz Besonderes für sie.
Kochen für Senioren: Was für eine schöne Geschichte, bei der vor allem Genuss zum Tragen kommt. Emotionaler Genuss spielt hier auf unserem Blog auch die Schlüsselrolle. Welche Rolle spielt das Thema für dich in Zusammenhang mit Senioren?
Kati: Auf meinem Blog gibt es ganz viele unterschiedliche Geschichten. Genuss und Kulinarik nehmen dabei auch einen großen Stellenwert ein. Das sind neben einem Rezept auch Berichte darüber, was die Senioren früher, während und nach dem Krieg gegessen haben (z.B. Kaffeeklatsch im Alten Land) oder die Erdbeeren, die Ursula eine Freude gemacht haben.
Kochen für Senioren: Wie würdest du das Bloggerumfeld beschreiben, in dem du dich bewegst? In den Bereichen Mode, Kochen oder Reisen gibt es ja unzählige Blogger. Bist du im Pflegebereich noch als Pionierin unterwegs?
Kati: Als Pionierin würde ich mich nicht bezeichnen. Es gibt einige Blogger, die sich im thematischen Umfeld Pflege bewegen. Diese sind oftmals professionalisierter. Es geht dabei eher um Berichte und Geschichten aus dem Berufsalltag, z.B. aus Sicht eines Pflegers. Ein total spannendes Feld, aber eben nicht mein Schwerpunkt.
Kochen für Senioren: Wie würdest du deinen Schwerpunkt beschreiben?
Kati: Bei mir geht es auch um das Thema Pflege, nur aus einem anderen Blickwinkel. Auf „kati cares“ drehen sich die meisten Geschichten um Senioren und Pflegebedürftige, um ihre Wahrnehmung, Erinnerungen und ganz persönliche Biografien.
Kochen für Senioren: Und das sind wirklich berührende Geschichten. Wie suchst du die Personen und Themen für deinen Blog aus?
Kati: Es ist eher umgekehrt. Die Geschichten suchen mich. Meist entstehen sie durch eine zufällige Begegnung, wie jene mit der 82-jährigen Witwe in einem Café in Portugal. Ich habe María Jesús nach einem kurzen Plausch auf der Straße spontan gefragt, ob ich mich zu ihr und ihren Freundinnen setzen darf – und dabei viel über das Senioren-Dasein in Portugal erfahren. Die meisten Menschen finden es spannend, wenn ich ihre Geschichte auf „kati cares“ erzähle, sie fühlen sich wertgeschätzt und freuen sich über das Interesse.
Kochen für Senioren: Gibt es Geschichten und Begegnungen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Kati: Jede Geschichte ist für mich etwas Besonderes, aber manche von ihnen bleiben nachhaltig in Erinnerung, wie beispielsweise die Gespräche mit der 107-jährigen Hildegard. Ich kannte Hildegard durch meine Tätigkeit in einem Seniorenheim und die vielen Gespräche sehr gut und wollte unbedingt auf meinem Blog über sie und ihr ereignisreiches Leben schreiben. Sie hatte der Veröffentlichung bereits zugestimmt, ist aber leider kurz darauf verstorben. Ihre Familie hat mich zur Beisetzung eingeladen und mich gebeten, den Text bei der Beerdigung vorzulesen. Das war ein sehr persönlicher, emotionaler Moment. Der Text hat viele Lebensabschnitte von Hildegard dokumentiert, eben noch einmal aus einer anderen Perspektive. Alle waren sehr berührt und auch dankbar. Solch eine Resonanz bestätigt mich darin, den Blog zu betreiben. Ich möchte Seniorinnen und Senioren eine Stimme geben und ihre Geschichten erzählen.
Kochen für Senioren: Kati, vielen Dank für das offene Gespräch.