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19.02.2020 10 Minuten Lesezeit

Kochen auf Rädern

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Das Motto der Wörz + Helbig Gesellschaft für soziale Einrichtungen mbH ist „Willkommen zu Hause“.

Mit Schnippelgruppen sowie durch das gemeinsame Kochen und Backen auf den Wohnbereichen, das ein mobiler Kochwagen ermöglicht, fühlen sich die Senioren gebraucht und als Teil einer Gemeinschaft.

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Wenn ein Wunschessen nicht in den Speiseplan passt, wird es in den Kochgruppen der Wohnbereiche individuell gekocht.

„Guten Morgen die Damen“, Riccardo Gebe strahlt die Seniorinnen und uns an, während jede einen Platz am Tisch einnimmt. Er ist Küchenleiter in der „Wörz + Helbig Gesellschaft für soziale Einrichtungen mbH“ in Teutschenthal nahe Halle und leitet jede Woche zusammen mit „seinen Mädels“ vom Begleitenden Dienst eine ganz besondere Kochgruppe. Denn immer dabei ist ein mobiler Kochwagen, den er mühelos in jede Wohneinheit schieben kann. Heute wird es Schnitzel mit Salzkartoffeln und Gemüse geben. Eine Brühe mit Knochen und frischem Gemüse setzt er als Erstes an. „Die braucht ihre Zeit.“ Generell setzt er auf Frische: „Es gibt bei uns wenig Convenience. Suppen, Soßen, Rouladen oder auch die Schnitzel machen wir immer selbst“, sagt er.

Auf dem Tisch des lichtdurchfluteten Speisenraums stehen bereits Kartoffeln, Karotten und Kohlrabi bereit. Die Seniorinnen zögern nicht, jede packt das an ihrem Platz bereitliegende Messer, schiebt sich ein Schneidebrett zu Recht und schon wandern mit geübten Griffen geschältes und klein geschnittenes Gemüse in die Schüsseln. Über zehn fleißige Seniorinnen treffen sich so jede Woche: um gemeinsam zu kochen, miteinander zu sprechen und sich mit kleinen Anekdoten gegenseitig zum Lachen zu bringen. Wir fühlen uns schnell als Teil dieser eng verbundenen Gemeinschaft. Die Seniorin Frau Hammer zeigt uns einen ganz besonderen Schatz: ein Kochbuch von 1913. Wir sind fasziniert von den vielfältigen Rezepten und lassen uns einige Zutatenlisten, gedruckt in einer hübschen altdeutschen Schrift, von ihr vorlesen.

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Perfekte Teamarbeit an der „Schnitzelstraße“: Die Seniorinnen wenden gekonnt das frische Fleisch. Sollte mal Unterstützung nötig sein, sind die Mitarbeiterinnen jederzeit zur Stelle. Häufig kommt der mobile Kochwagen auch auf den Wohnbereichen zum Einsatz, wenn abends Lust auf Spiegeleier oder andere Kleinigkeiten aufkommt.

Nach dem Schnippeln bilden drei Bewohnerinnen eine Art Straße, um die Schnitzel zu panieren und in heißem Fett auf dem mobilen Herd zu braten. Parallel schneiden die anderen Obst für den Nachtisch. „Alles in der Gemeinschaft macht Spaß“, sagt Otthilie Eiling. Nicht allein die mobile Wohnküche schätzt sie, die nach Bedarf auf den Wohnbereichen auch für das Zubereiten eines zweiten Frühstücks oder warmen Abendessens dient – toll findet sie generell das großzügige Beschäftigungsangebot. Wer Lust hat, kann seinen grünen Daumen im hauseigenen Kräutergarten einbringen. Und wer sich bewegen möchte, nimmt am Frühsport teil. Vier bis sechs Mal pro Jahr findet ein festlicher Buffetabend unter einem bestimmten Motto wie kürzlich zur schlesischen Küche statt, zwei Mal jährlich ein Fest für die Bewohner und ihre Angehörigen. Außerdem gibt es zu jedem Geburtstag Kaffee und Kuchen im festlich geschmückten Gemeinschaftsraum des jeweiligen Wohnbereiches. Jeden Mittwoch fährt ein mobiler Supermarkt vor die Einrichtung, in dem die Senioren eigenständig einkaufen können.

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Einige der Mitarbeiterinnen kennen die Bewohnerinnen privat, so lebt zum Beispiel die Großmutter einer Ergotherapeutin in der Einrichtung. Sie erzählte uns beim gemeinsamen Kochen enthusiastisch, wie man „Hopseklöße“ herstellt. Das Gericht hatten die Damen in einer vergangenen Kochgruppe bereits gemeinsam gekocht.

Später besuchen wir Bewohner in der Wohnküche eines Wohnbereichs mit großzügigem Eingang und gemütlichen Plätzen zum Verweilen. Jeder Teller ist individuell dekoriert, wer sich beim Essen spontan umentscheidet, bekommt auch kurzfristig das auf den Teller, wonach ihm heute der Sinn steht. Ohne eine vorausschauende Planung des Küchenteams wäre das kaum möglich. Bei der Speisenplangestaltung werden die Essenswünsche der Bewohner immer berücksichtigt. Diese erreichen das Küchenteam über schriftliche Rückmeldungen, eine große Abfrage, die zwei Mal jährlich stattfindet, sowie im persönlichen Gespräch. Es steht auch immer ein Angebot aus Speisen für Bewohner mit Kau- und Schluckbeschwerden bereit.

Die Senioreneinrichtung in Teutschenthal gehört zu den sechs Nominierten im Wettbewerb „Vom Kostenfaktor zum Glücksfaktor“ und wurde im Januar von uns besucht. Wer zu den Vorreitern für eine zeitgemäße Seniorenverpflegung und damit zu den Gewinnern zählt, entscheidet eine Expertenjury in den nächsten Wochen. Am 25. März werden drei der nominierten Einrichtungen im Rahmen der ALTENPFLEGE 2020 als Gewinner ausgezeichnet.