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24.04.2020 10 Minuten Lesezeit

Kochen nach traditioneller Art

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Im Konstanzer St. Marienhaus wird alles gemeinsam gemacht: gebacken, geschnippelt und nach eigenen Rezepten der Senioren an einer mobilen Küche gekocht.

Mit dem Projekt „Mobile Küche – Kochen alter Rezepte“ werden das Wissen über Rezepte und Kocherfahrungen der älteren Menschen weitergegeben.

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Auch in der Tagespflege wird gemeinsam mit den Senioren gekocht. Es wird fleißig geschnippelt und geschält.

Stolz erzählt Thomas Winkler von seiner großen Sammlung an regionalen und traditionellen Rezepten. Er ist Hauswirtschafts- und Küchenleiter im St. Marienhaus der Caritas – Altenhilfe Konstanz und hat vor einigen Jahren mit seinen Kollegen angefangen, gemeinsamen mit den Bewohnern nach deren Lieblingsrezepten zu kochen und zu backen. „Das Wissen unserer Senioren ist quasi unerschöpflich und es schmeckt immer vorzüglich“, sagt er. Heute wird er mit einigen Senioren „Saure Bohnen mit Spätzle“ zubereiten. Im Speisesaal steht bereits die mobile Küche mit Herdplatten, Backofen und Ablageflächen bereit. Angrenzend haben Winkler und zwei Kolleginnen Tische und Stühle aufgebaut. Brettchen, Messer und die Zutaten für das Mittagessen liegen auch schon bereit. Nach und nach trudelten die Senioren ein, manche werden von Mitarbeitern beim Laufen unterstützt.

Wer schneidet die Zwiebeln, wer die Bohnen und wer den Speck? Schnell sind alle Aufgaben verteilt und das Schnippeln unter angeregtem Erzählen und Lachen beginnt. Für den Spätzleteig ist Herr Tobias verantwortlich. Er ist der einzige Mann in der Runde und nimmt seine Aufgabe sehr ernst: Kräftig rührt er den Teig mit dem Mixer durch. Richtig schön „schlotzig“ müsse er sein, erklärt er. Anschließend drückt er die Masse aus Eiern und Mehl durch eine alte Spätzlepresse ins kochende Wasser. Währenddessen brät Thomas Winkler auf der Herdplatte des mobilen Koch- und Backwagens Zwiebeln und Speck an. Ein verlockender Duft macht sich im Speiseraum breit. Nach und nach liefern die Senioren das geschnippelte Gemüse an den Koch, der alles zu einer Art Eintopf verarbeitet. Ein sehr typisches Rezept sei das für die Region um Konstanz.

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Ein wenig hilft die Mitarbeiterin Herr Tobias und reicht ihm die Schüssel für die frisch gekochten Spätzle, die er aus dem Salzwasser schöpft.

Während Winkler die letzten Handgriffe erledigt, belohnen sich die fleißigen Senioren mit einem Eierlikör. Eine Seniorin erzählt, wie sie früher zu Hause Eierlikör selbst zubereitet hatte und auch, welches Gemüse sie in ihrem Garten zog und welche Gerichte sie früher besonders häufig kochte. Endlich ist das Essen fertig: Koch Winkler schöpft die sauren Bohnen und Spätzle auf die bereitstehenden Teller und serviert diese an den Tisch. „Wie immer wunderbar“, sagt eine der Seniorinnen und kaut genüsslich.

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Küchenleiter Thomas Winkler löscht das kochende Gemüse mit Apfelcider ab. Der Speiseraum füllt sich mit einem verlockenden Duft, die Senioren warten schon voller Vorfreude auf das gemeinsam zubereitete Mittagessen.

Das St. Marienhaus liegt unweit der historischen Altstadt Konstanz. Rund hundert Senioren wohnen hier derzeit im Pflegeheim auf drei Wohnbereichen. Weitere rund zwölf Senioren kommen täglich in den Anbau zur Tagespflege, wo Heimhund Enni häufig zwischen den Bewohnern umherläuft und sich liebevolle Streicheleinheiten abholt. Frau Redekopp leitet die Tagespflege und hat Verantwortung für das gesamte Personal. Sie und ihre Kollegen sind sehr aktiv und lassen sich immer wieder Neues einfallen, um die Senioren zu fördern sowie sie auch in das örtliche Geschehen einzubinden. Zum Beispiel organisieren sie Ausflüge zum Wochenmarkt und haben immer wieder gemeinsame Aktionen mit der benachbarten Grundschule. Auch kommt ein Schülerorchester zweimal im Jahr und gibt ein Konzert für die Senioren. Zu Besuch kommt auch der ansässige Fastnachtsverein: An jedem „Schmotziger Dunschtig“ zu Fasching kommen seine Mitglieder zum Frühstücken in die Senioreneinrichtung. Speziell für die dementen Bewohner organisieren die Mitarbeiter jeden Sonntag ein Brunch, auch finden regelmäßig Feste statt.

Das St. Marienhaus gehört zu den sechs Nominierten im Wettbewerb „Vom Kostenfaktor zum Glücksfaktor“ und wurde im Januar von uns besucht. Wer zu den Vorreitern für eine zeitgemäße Seniorenverpflegung und damit zu den Gewinnern zählt, entscheidet eine Expertenjury in den nächsten Wochen. Drei der nominierten werden im Rahmen einer Preisverleihung als Gewinner ausgezeichnet.