Mangelernährung vorbeugen: So kann Fingerfood unterstützen
In unserem letzten Beitrag „Mangelernährung im Alter“ haben wir die Ursachen und Folgen der gesundheitlichen Einschränkung näher beleuchtet.
Von Mangelernährung betroffene Bewohner befinden sich häufig in einem Kreislauf, aus dem sie sich nur schwer wieder befreien können.
Um daraus auszubrechen, sind Ideen gefragt. Es müssen Sinne angeregt und aktiviert werden – besonders der Geruchs- und der Geschmackssinn spielen hier eine große Rolle.
Klein, aber fein – Fingerfood
Das Anbieten von Fingerfood eignet sich vor allem bei hochbetagten und/oder dementen Senioren, die einen hohen Bewegungsdrang und gleichzeitig Schwierigkeiten haben, mit Messer, Gabel und Löffel zu essen. Wird Fingerfood angeboten, können gleich vier Sinne angesprochen werden: sehen, fühlen, riechen und schmecken. Zudem fördert die einfache Handhabe – etwas vom Teller mit den Händen direkt in den Mund zu führen – die Selbstständigkeit der Senioren, denn zunächst sind sie nicht auf die Hilfe des Pflegepersonals angewiesen. Appetit und Essmotivation werden dadurch angeregt.
Bewährt hat sich Fingerfood auch für die Bestückung einer Eat-by-Walking-Station, die genau dort stehen sollte, wo sich die Senioren gerne aufhalten bzw. wo sie aufgrund ihres Bewegungsdrangs häufig vorbeikommen. Hierbei ist allerdings darauf zu achten, die Hygienevorschriften einzuhalten und zum Beispiel kühlpflichtige Speisen nicht zu lange anzubieten.
Für die Praxis:
In Bezug auf das Thema Mangelernährung sollte Fingerfood zusätzlich energiereich zubereitet bzw. mit Energie angereichert werden. Die Konsistenz darf nicht zu weich oder klebrig sein, sodass die kleinen Portionen gut gegriffen und mit maximal einem Bissen verzehrt werden können. Es sollte nicht zu viel Fingerfood auf einem Teller liegen und alles sollte sehr übersichtlich angerichtet sein.
- Die Fleischkomponente darf aufgrund des oft schlechten Zahnstatus der Bewohner oder aufgrund von Schluckproblemen nicht zu hart oder faserig sein. Besonders eignen sich Geflügel, Kochfleisch, kleine Frikadellen, Chicken-Nuggets oder Wurstwaren. Auch Fischstäbchen oder mit Fleisch oder Fisch gefüllte Windbeutel sind gute Alternativen. Beim Fisch entscheidet man sich eher für eine feste Sorte oder für ein mit Backteig ummanteltes Fischprodukt.
- Im Gegensatz zu Fleischprodukten sollte Gemüse nicht zu weich gekocht sein, damit es gut greifbar bleibt – je nach Fähigkeiten der Senioren kann auch Rohkost mit angeboten werden. Schnitten aus Kartoffel- oder Hülsenfruchtprodukten können das Angebot abrunden.
- Herausfordernd ist es oft, auch das Dessert fingerfoodtauglich zu gestalten: Obststücke, süße Windbeutel, kleine Kuchenstücke, Hefegebäck, Pfannkuchenröllchen oder angedickte, gewürfelte Quark- und Süßspeisen sind empfehlenswert.
Mit der richtigen Zusammensetzung kann eine komplette Tagesverpflegung über Fingerfood abgedeckt werden – es muss dann jedoch auf die Nährstoffbilanz geachtet werden. Generell eignet sich fast jedes Gericht, um daraus eine Fingerfood-Variante zu machen.
Passend zum Thema: Unser Beitrag Mangelernährung im Alter.
Quellen:
https://www.fitimalter-dge.de/dge-qualitaetsstandard/stationaere-senioreneinrichtungen/gestaltung-der-verpflegung/speisenangebot-bei-besonderen-anforderungen/fingerfood/ (23.01.2020, 15:14 Uhr)
Verpflegen, 2/2015: „Lebensfreude Häppchenweise“