So machen Sie SeniorInnen Freude am Lernen: Das Ernährungs-ABC
Aus dem Handbuch zur Seniorenverpflegung „Eine Prise Glück“
Im CMS Pflegewohnstift in Greven wird auf lebenslanges Lernen gesetzt. Ein Prinzip, das sich Hauswirtschafts- und Küchenleiterin Mechthild Eggers zunutze macht, um 20 bis 25 BewohnerInnen ihres Hauses alle vier Wochen zu einer zweistündigen Vortragsreihe einzuladen.
Das Thema lautet „Ernährungs-ABC“ und es darf geschnuppert, gefühlt und geschmeckt werden. Für an Demenz leidende TeilnehmerInnen im Vortragskreis ist das besonders ansprechend, weil es die Aufnahme von neuem Wissen erleichtert und eine Brücke zum Jetzt und Hier schlägt.
Die Idee zum „Ernährungs-ABC“ entstand im Küchenausschuss des Hauses, in dem die leitenden Mitarbeiter und einige BewohnerInnen gemeinsam aktiv sind. Aus der ursprünglichen Idee, eine Veranstaltung zum Thema Lebensmittel zu machen, knüpfte Mechthild Eggers die Verbindung zur zeitgemäßen Seniorenverpflegung. So entstand die Veranstaltungsreihe. Die TeilnehmerInnen lernen darin vielseitige Aspekte rund um Lebensmittel und Ernährung kennen, angefangen von Mineralstoffen und Vitaminen bis hin zur Ernährung und Lebensmitteln in anderen Ländern.
Lernen, das Lust auf mehr macht
Die vielfältigen Vorteile der Veranstaltung liegen auf der Hand: Die BewohnerInnen haben Freude daran, weil sie gemeinsam bestimmen können, welche Themen auf dem Plan stehen. Man erzählt von sich, lernt geschmackliche Vorlieben und Abneigungen der anderen kennen und genießt das Miteinander. Alles, was in den Vorträgen behandelt wird, hat einen Bezug zum Speiseplan des Hauses, der vom Küchenausschuss entsprechend geplant wird. Und neben der Tatsache, dass sich beim „Ernährungs-ABC“ Geschmäcker und Wissenswertes (neu) entdecken lassen, fördert das gemeinsame Lernen über Lebensmittel und Ernährung die Toleranz gegenüber andersartigen Essgewohnheiten. Für BewohnerInnen mit Allergien, Diabetes oder Demenz ist das wichtig, weil es dazu beitragen kann, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Im besten Falle können Appetitlosigkeit und Mangelernährung dadurch teilweise eingedämmt werden.
Aus dem Nähkästchen geplaudert: Beim gemeinsamen Erkunden von Lebensmitteln kann es schon mal sein, dass sich die TeilnehmerInnen an frühere Zeiten erinnern, in denen Gemüseernten knapp waren und es jeden Tag Steckrüben gab. Die Vorträge wecken Erinnerungen aus der Kindheit – an den eigenen Vater und den Geschmack von Kakao an kalten Wintertagen – und können daher einen wichtigen Beitrag zur Biografiearbeit mit den älteren Menschen leisten.
So führen Sie Ihr eigenes Ernährungs-ABC ein
Damit Sie eine ähnliche Lernreihe bei sich ins Leben rufen können, haben wir Ihnen die wichtigsten Tipps und Praxiserfahrungen in Kurzform zusammengestellt.
Sie benötigen:
- einen großen Raum mit ausreichend Stühlen bzw. Sitzgelegenheiten, das kann auch ein öffentlicher Raum in Ihrem Haus sein (z. B. Foyer, Aula). Achten Sie in der aktuellen Situation darauf, die geltenden Abstandsregelungen einzuhalten. Stellen Sie dafür z.B. die Stühle weit genug auseinander.
- Präsentationstechnik: Laptop, PC oder Tablet zur Vortragspräsentation, Beamer
- Alternative: Overhead-Projektor, Dias, Flipchart
- Tipp: Hören Sie sich bei den Angehörigen Ihrer BewohnerInnen nach technischen Hilfsmitteln um; schon ein altes Laptop hilft als Sachspende, die Lernreihe auf die Beine zu stellen.
- ausgewählte Lebensmittel
- Geschirr und Besteck zum Kosten
- ein Lebensmittelbudget von rund 20-25 Euro pro Vortrag
Und so geht es:
- Wählen Sie das erste Vortragsthema und Vorschläge für Folgethemen aus: dabei auf den Bezug zu den BewohnerInnen und Ihrem Speiseplan achten.
- Beispielthemen: Vitamine, Süßes und Selbstgemachtes
- Tipp: Wählen Sie Themen zu kostenfrei verfügbaren Lebensmitteln, etwa Obst, Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten!
- Planen Sie die Veranstaltung: Bekanntgabe des Termins und Führen einer TeilnehmerInnenliste, Vorbereitung des Raums (Präsentationstechnik, Lebensmittel, Geschirr, Besteck, Servietten etc.), ggf. Kopieren und Verteilen von Vortragsunterlagen, Personalplanung rund um den Vortrag
Daran sollten Sie vorab denken:
- Gibt es einen Raum im Haus, der Platz bietet?
- Sind genügend Stühle vorhanden?
- Gibt es einen Hauptverantwortlichen?
- Wer organisiert das Ernährungs-ABC, wer hält die Vorträge?
- Gibt es logistische Herausforderungen beim Bringen und Holen der SeniorInnen?
- Wie kann dies organisiert werden?
- Welche MitarbeiterInnen werden zur Organisation der Veranstaltungsreihe benötigt?
- Wer im Team sollte zusätzlich eingebunden werden (z. B. Auszubildende, PraktikantInnen)?
Sie suchen weitere Inspirationen für die kulinarische Inspiration Ihrer SeniorInnen? Dann stellen Sie Ihre unverbindliche Anfrage nach dem Handbuch an seniorenverpflegung@transgourmet.de!