Wer ist eigentlich… Sabine Westphal?
Sabine Westphal gehört mit ihrem Team von der Belia Seniorenresidenz in Schalke zu den letztjährigen Gewinnern des Wettbewerbs „Vom Kostenfaktor zum Glücksfaktor“.
In der nächsten Runde des Wettbewerbs, der besonders erfolgreiche Konzepte in der Seniorenverpflegung auszeichnet, sitzt sie nun selbst in der Jury. Die 59-Jährige war 2016 eine der ersten Mitarbeiterinnen in der damals neu gegründeten Seniorenresidenz in Schalke.
Zunächst als Betreuungskraft dort tätig, arbeitet sie seit einem Jahr als Fachkraft im Sozialen Dienst. Welche Faktoren bei der Seniorenverpflegung aus ihrer Sicht zum Erfolg führen und worauf sie als Jurymitglied bei den Bewerbern 2019 achten wird, erfahren Sie in diesem Interview.
Kochen für Senioren: Welche Aktivitäten rund ums Essen kommen bei Ihren Senioren am besten an?
Sabine Westphal: Essen ist das Thema in der Einrichtung und somit haben Aktivitäten rund ums Essen einen ganz besonderen Stellenwert – egal, ob es sich um Schnibbelarbeiten, Kuchen backen oder das einfache Zubereiten einer Mahlzeit handelt. Besonders beliebt ist unsere Kochgruppe, die sich jeden Donnerstagvormittag trifft. Hier bestimmen die Teilnehmer, was gekocht werden soll. Dabei suchen sie keineswegs irgendwelche 3-Sterne-Menüs aus, sondern wünschen sich meistens echte Hausmannskost wie Gemüseeintöpfe oder Reibekuchen. Die Senioren bereiten dann das Essen gemeinsam zu, jeder bringt sich nach seinen individuellen Fähigkeiten in die Gruppe ein. Zusätzlich zu den eingekauften Zutaten verwenden wir je nach Saison Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten, die in unseren Hochbeeten wachsen und von den Senioren selbst geerntet werden. Beim gemeinsamen Mittagessen stellt sich dann häufig ein Gefühl „wie zu Hause“ ein.
Kochen für Senioren: Warum ist aus Ihrer Sicht das Einbeziehen der Senioren bei der Verpflegung so wichtig?
Sabine Westphal: Wir versuchen, für die Bewohner ein möglichst familiäres Umfeld zu schaffen. Das bedeutet, dass die Betreuungsangebote zu einem gewissen Teil den früheren Alltag der Senioren wiederspiegeln sollen. Dabei sollen die Bewohner ihre vorhandenen Fähigkeiten einbringen oder verbessern können. In der Kochgruppe werden unterschiedliche Betreuungsaspekte vereinigt: Alle Sinne werden angeregt, die Motorik wird trainiert, es wird gescherzt und gelacht und so die Kommunikation gefördert. Durch Gespräche über alte Rezepte oder dem früheren Umgang mit Lebensmitteln wird das Gedächtnis angestrengt und so Erinnerungsarbeit geleistet. Und selbst Senioren, die nicht mehr aktiv bei der Zubereitung helfen können, schmecken die Gerichte ab und beteiligen sich so am Kochangebot. Am Ende sind dann alle stolz auf das Ergebnis, sie sind nicht mehr passive „Pflegefälle“, sondern haben selbst etwas geleistet. Das steigert das Selbstwertgefühl und die Zufriedenheit der Bewohner. Neben den Betreuungsaspekten sollen unsere hauswirtschaftlichen Angebote vor allem auch Spaß machen.
Kochen für Senioren: Welche Vorteile ergeben sich für die Mitarbeiter, wenn sie dem Thema Essen und Genuss für Senioren einen höheren Stellenwert geben und hier kreativ werden?
Sabine Westphal: Auf diese Frage möchte ich ganz persönlich antworten: Die Kochangebote steigern meine eigene Mitarbeiterzufriedenheit. Ich koche schon immer gerne, oft für die Familie oder größere Gruppen und habe deshalb ganz besonderen Spaß an diesem hauswirtschaftlichen Angebot. Unseren Bewohnern machen die Angebote auch Spaß, was zwangsläufig auch zur Mitarbeiterzufriedenheit führt: Das Arbeiten wird leichter und es entwickelt sich eine familiäre Atmosphäre zwischen Mitarbeitern und Senioren.
Kochen für Senioren: Wie müssen Angebote rund ums Essen für Senioren konzipiert sein, damit sie allen Beteiligten Freude bringen?
Sabine Westphal: Man braucht geeignete Räumlichkeiten und entsprechende Materialien. In der Belia Seniorenresidenz Schalke verfügen wir über den Luxus eines Betreuungsraums mit eigener, voll ausgestatteter Küchenzeile, in der wir unsere Angebote rund ums Essen adäquat durchführen können. Zusätzlich können Senioren in unserem Garten Gemüse und Kräuter anbauen, die in den Angeboten Verwendung finden. Zudem benötigt man den Rückhalt und die Unterstützung der Einrichtungsleitung. Denn hauswirtschaftliche Angebote sind auch ein Kostenfaktor, weil sie Mitarbeiter während ihrer Dienstzeit länger binden. Da wir mit unseren Angeboten aber sehr erfolgreich sind, nicht zuletzt durch die Auszeichnung von Transgourmet, und wir regelmäßig positive Rückmeldungen von den Bewohnern bekommen, lässt uns unser Einrichtungsleiter Herr Meermann viele Freiheiten für neue Ideen. Natürlich muss man auch Senioren haben, die Spaß und Freude an den Angeboten haben, sowie Mitarbeiter, die sich kreative Konzepte rund ums Essen einfallen lassen und diese auch umsetzen können.
Kochen für Senioren: Welche Erwartungen haben Sie an die Verpflegungskonzepte der diesjährigen Bewerber?
Sabine Westphal: Als im April bei der Pflegemesse in Nürnberg die Konzepte der anderen Bewerber vorgestellt wurden, waren wir überrascht, wie vielfältig emotionaler Genuss in den einzelnen Einrichtungen vermittelt und umgesetzt wird. Ich bin gespannt und neugierig darauf, welche Ideen und Konzepte die Bewerber in diesem Jahr vorstellen. Natürlich bietet sich dabei auch die Möglichkeit, von den Ideen anderer Einrichtungen zu profitieren und den ein oder anderen Impuls zu übernehmen oder sich zumindest inspirieren zu lassen. Ebenso teilen wir als „Botschafter emotionaler Genuss“ gern unsere Erfahrungen mit anderen Einrichtungen und geben ihnen Rückmeldung und Tipps zu deren Konzepten.
Kochen für Senioren: Welche Tipps können Sie anderen Einrichtungen geben, um erfolgreiche Verpflegungskonzepte zu konzipieren?
Sabine Westphal: Der wichtigste Tipp an andere Einrichtungen ist: einfach mal machen! Mit Engagement und Kreativität kann vieles im Bereich Seniorenverpflegung verändert und verbessert und so die Lebensqualität der Bewohner gesteigert werden.
Kochen für Senioren: Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Sabine Westphal: Die Arbeit ist vielseitig und abwechslungsreich, man kann seine kreative Ader ausleben und viel bewirken. Jeder Tag ist anders und es vergeht keine Woche, in der ich nicht etwas Neues lerne. Mein Hauptanliegen ist die Verbesserung der Lebensqualität unserer Senioren bei gleichzeitiger Berücksichtigung der individuellen Interessen und Fähigkeiten. Wenn ein Bewohner nach einem Angebot strahlt und sich bedankt oder einen in den Arm nimmt, weil er eine gute Zeit hatte, dann weiß man, warum man diese Arbeit macht. Wortwörtlich bekommt man in diesem Beruf viel zurück.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Westphal, und weiterhin alles Gute für Sie und Ihr engagiertes Team! Mehr über die Verpflegungsangebote in der Belia Seniorenresidenz Schalke können Sie hier erfahren.