Der Geschmack nach Heimat
Jeder hat seine persönliche Vorstellung von Heimat, ob sie mit Orten, Familie, Freunden oder einer Sprache verbunden ist.
Doch für fast jeden ist Heimat immer auch ein bestimmter Geruch und Geschmack, oder bestimmte Speisen, die Gefühle wecken.
Wie Heimat schmecken kann, zeigt das neue Buch „Unser kulinarisches Erbe“: Es entstand auf einer Reise durch Deutschlands Senioreneinrichtungen, in denen Bewohner gemeinsam mit Spitzenköchen aus der Region ihre Lieblingsgerichte nachkochten. Das Buch lässt längst vergessene Rezepte und Kocharten wiederaufleben und trägt den Geruch nach Leberknödelsuppe und Rübeneintopf in die Küchen junger und älterer Menschen, die Freude am Genießen haben und sich gern erinnern an Sonntage bei Oma oder Geburtstage bei Tante Frieda.
Für unsere Großeltern ist Heimat meist ein Ort. Die Kinder- und Enkelgeneration, für die Mobilität nahezu selbstverständlich ist, fühlen sich Orten hingegen nur noch selten verbunden. Heimatgefühle wecken bei allen Generationen jedoch bestimmte Speisen. Das neue Kochbuch „Unser kulinarisches Erbe“ stiftet ein wenig Heimat und hält fest, was zunehmend in Vergessenheit gerät, gleichzeitig aber auch Einzug in Spitzenküchen hält: Regionale, saisonale und traditionelle Gerichte mit teils langen Garzeiten und fast vergessenen Zutaten.
Die Autoren Manuela Rehn und Jörg Reuter haben sich auf der Suche nach „Omas Rezepten“ quer durch Deutschland begeben. Zusammen mit Fotografin Caro Hoene besuchten sie elf Senioreneinrichtungen, immer dabei war auch ein Spitzenkoch aus der jeweiligen Region. Die Experten halfen dabei, Ursprünge für besondere Zubereitungen und Essgewohnheiten zu erklären und das kulinarische Erbe ins Jetzt zu holen. Ihr Wissen und das der Senioren flossen in ein Buch ein, das allein durch seine berührenden Bilder Geschichten erzählt, die den Leser zu Hause fühlen lassen. „Wir hatten viel Freude daran, aus altem Wissen etwas Neues entstehen zu lassen“, sagt Ideengeberin Manuela Rehn.
Senioren verrieten ihre Lieblingsrezepte und bereiteten sie mit Spitzenköchen zu.
Die Autoren hoffen, mit dem Buch neben Hobbyköchen auch Einrichtungen für Senioren zu erreichen: „Zu oft wird Essen in Seniorenheimen nur als Kostenfaktor betrachtet. Dabei macht ein schönes Gericht auch einfach Spaß, weckt Erinnerung und gibt Anlass sich zu unterhalten“, so Reuter. Wie die Küche zu Hause sollten auch Küchen in sozialen Einrichtungen zum Dreh- und Angelpunkt von Gemeinsamkeit, Erinnerung, Lebensfreude und Genuss werden. Darüber hinaus möchten sie – wie mit ihrem ersten Kochbuch „Wir haben einfach gekocht“, das ebenfalls gemeinsame mit Senioren entstanden war – nicht nur auf Rezepte aufmerksam machen, die sonst verloren gehen könnten. Auch ist Rehn und Reuter wichtig, Respekt gegenüber einer Generation zu zeigen, die ihr ganzes Leben selbst gekocht hat.
„Unser kulinarisches Erbe“ gibt mit 94 Lieblingsrezepten Inspiration zum Nachkochen, Genießen und Erinnern. Ob Rievelkooche, Salzbraten oder Funzelsuppe – die Rezepte machen Lust auf vergangene Tage und das gute Gefühl, zu Hause zu sein. Das Buch ist im Becker Joest Volk Verlag erschienen und ab sofort im Handel erhältlich, weitere Infos finden Sie hier.
Das Projekt wurde durch die Unterstützung des Coop-Fonds für Nachhaltigkeit und Transgourmet Deutschland ermöglich.