Der Kräutergarten des Alten-Pflegeheims Christkönig
Ein Garten in einer ruhigen Ecke im Grünen, 12 Kräuter und engagierte Mitarbeiter.
So sehen die persönlichen Rezeptzutaten des Alten-Pflegheims Christkönig aus, um den Senioren mehr Zufriedenheit und eine Aufgabe zu geben.
Man kann sagen, das bedingt sich gegenseitig und Küchenleiter und Drahtzieher des Projekts, Frank Dornsiepen, profitiert in doppelter Hinsicht.
Demenztherapie in Grün
Hinter dem Haus schmücken zwei Hochbeete von jeweils drei Meter Länge das Anwesen, lediglich ein Lindenbaum und zwei Strandkörbe leisten dem Garten Gesellschaft. Sofern es das Wetter zulässt, kommen die Betreuungskräfte mit den Bewohnern in den Kräutergarten, der in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung im Alltag aller ist. Allein dadurch, dass sich die Senioren um die Pflege des Gartens kümmern, wirkt er sich sehr positiv auf deren Wohlbefinden aus. Sie haben die Möglichkeit, sich einzubringen und mit der Pflege des Kräutergartens eine eigene Aufgabe gefunden.
Zugleich wird der Garten therapeutisch eingesetzt, vor allem bei Demenzerkrankungen – denn er aktiviert die Sinne. Demenzkranke haben oft den Bezug zu Zeit verloren und damit auch zu Einordnungen wie Heute, Gestern oder Vorgestern. Im Garten wecken Düfte, Aromen oder auch das Anfassen der Kräuter mit ihren unterschiedlichen Oberflächenstrukturen wertvolle Erinnerungen. Sie knüpfen eine Verbindung zu Erlebtem in der Vergangenheit und können bestimmte Gefühle hervorrufen oder Glücksmomente erzeugen. „Man darf nicht vergessen, dass die Senioren von heute der Nachkriegsgeneration angehören. So ist der Bezug zu Kräutern, die in dieser Zeit sehr gebräuchlich waren, wie etwa Liebstöckel und Schnittlauch, besonders groß“, erklärt Frank Dornsiepen. „Vielen Senioren fällt dann wieder ein, dass sie früher einen Garten hatten, in dem sie Schnittlauch angepflanzt haben, auch wenn der Kräutername selbst nicht mehr abrufbar ist. Abends wurde oft einfach Schnittlauch kleingeschnippelt und auf das Butterbrot gestreut.“
Herr Dornsiepen war es, dem im Frühjahr dieses Jahres die Idee zum hauseigenen Kräutergarten kam. Der Vorschlag fand auf Anhieb Zuspruch und die Heimleitung sagte sofort ihre Unterstützung zu. Dank der großzügigen Spende einer Bewohnerin konnte das Projekt schließlich umgesetzt werden, dem eine intensive Auseinandersetzung mit den örtlichen Behörden und der Feuerwehr vorangegangen ist. Nachdem die Zustimmung aller zuständigen Ämter und der Feuerwehr vorlag, wurden die beiden Hochbeete angelegt, die ein ortsansässiger Gärtner zusammen mit den Bewohnern als Kräutergarten gestaltet hat. Seit August pflegen die Senioren den Garten mit inzwischen zwölf Sorten, darunter Petersilie, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch oder Kresse. Im nächsten Jahr soll der Garten vergrößert und das Portfolio auf 15 Kräuter erweitert werden.
Ein Segen für die Küche
Was für die einen Therapie ist, ist für den anderen eine Küchenhilfe. Frank Dornsiepen ist begeistert von den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Kräuter. „Damit kann ich die Speisen für die Senioren frisch würzen. Und ich möchte aus den Kräutern selber eine Gemüsebrühe zum Kochen für die Bewohner herstellen. Die kommt dann ohne Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe aus“, erzählt er und fügt hinzu: „Für mich lautet das Stichwort ‘authentisch‘. Die Kräuter aus unserem hauseigenen Garten sind frisch und echt. Ich habe einfach ein gutes Gefühl, wenn ich sie verwende.“