Die richtige Atmosphäre beim Essen und warum sie so wichtig ist
Mittlerweile weiß man, dass ein guter Ernährungsstatus maßgeblich zur Gesundheit von vor allem älteren Menschen beiträgt.
Es ist auch bewiesen, dass sich ausgewogen ernährte Senior*innen besser und schneller von bestimmten Krankheiten oder Operationen erholen können.
Ebenso interessant ist, dass selbst bestehende schwere Erkrankungen durch die richtige Ernährung zwar nicht vollständig geheilt, aber in ihren Symptomen signifikant abgemildert werden können. Dabei sind natürlich die Nährstoffzusammensetzung und die Menge der gegessenen Lebensmittel entscheidend. Doch leider hapert es oft schon beim Thema Nahrungsaufnahme. So können die angebotenen Speisen noch so viele Vitamine und Ballaststoffe enthalten – werden sie nicht gegessen, bringen auch all die gesunden Inhaltsstoffe nichts.
Die Ursachen für eine verringerte Nahrungsaufnahme sind vielfältig und reichen von Schmerzen beim Kauen, zum Beispiel durch schlecht sitzende Zahnprothesen, bis hin zu Appetitlosigkeit aufgrund der Medikamenteneinnahme oder einer Depression. Auch Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz können der Grund für ein gestörtes Essverhalten sein. Diese und weitere Faktoren sorgen dafür, dass die Lust und die Freude am Essen verloren gehen und eine Mangelernährung daraus resultieren kann. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, die genannten Emotionen, den Genuss, zurück an den Esstisch zu bringen. Hilfreiche Ansatzpunkte gibt es dazu viele, einer der wichtigsten lautet: Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre beim Essen:
- Die räumliche Gestaltung: Die Gestaltung kann individuell an die eigene Einrichtung angepasst werden. Wichtig ist, dass sich die Senior*innen wohl und vor allem sicher fühlen und beim Essen nicht gestört werden. So sollten Sie störende Geräusche von außen abschirmen und den Raum ausreichend ausleuchten; beides hilft Ihren Bewohner*innen bei der Orientierung und erleichtert ihnen die Speisenaufnahme. Eine gemütliche Möblierung und eine sparsame kreative und saisonale Raum- und Tischdekoration sorgen für das „Zuhause“-Gefühl. Vermeiden Sie unbedingt eine sterile, lieblose oder klinische Atmosphäre!
- Der Tischplatz: Decken Sie den Essplatz kontrastreich ein. Der Teller sollte sich zum Beispiel durch seine Farbe von Tisch oder Tischdecke ebenso wie von den Speisen auf dem Teller abheben. Dies hilft vor allem Senior*innen, die unter einer Sehschwäche leiden, bei der Orientierung. Verwenden Sie gerne auch farbige Gläser oder Becher. Decken Sie den Platz zudem möglichst nach den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten Ihrer Bewohner*innen ein, denn ein „unbekannter“ Dessertlöffel kann bei Demenzkranken schon zu Beginn der Mahlzeit für Verwirrung sorgen. Wichtig ist auch, dass die Senior*innen einen stabilen Sitz haben und ihnen bei Bedarf altersgerechtes Geschirr und Besteck zur Verfügung gestellt wird (rutschfeste Becher und Teller, Tassen mit breitem Henkel oder auch gebogene Gabeln), damit ein Teil ihrer Selbstständigkeit erhalten werden kann.
- Rituale: Bestimmte Rituale vor dem Essen können für eine positive Einstimmung auf die bevorstehende Mahlzeit sorgen. Dies können Tischgebete sein, aber auch Lieder oder eine bestimmte Musik.
- Zeit lassen und unterstützen: Richten Sie nach Möglichkeit sogenannte Protected Mealtimes (geschützte Essenszeiten) ein, in denen der Großteil des Personals seine eigentlichen Tätigkeiten niederlegt und stattdessen die Senior*innen mit möglichst viel Zeit beim Essen unterstützt. Dies bringt Ruhe in die Speisenaufnahme und gibt den Bewohner*innen ein Gefühl von Geborgenheit und Fürsorge.
- (Ess-)Biografie: Jeder Bewohner bringt eigene Essgewohnheiten mit in die Einrichtung, dazu gehören andere Essenszeiten, eine andere Art und Weise der Essensaufnahme (z. B. in Gesellschaft oder allein), Rituale, Vorlieben und Abneigungen. Nehmen Sie diese Gewohnheiten auf und lassen Sie sie nach Möglichkeit in die Speisengestaltung mit einfließen.
Quellen:
Bayerische Leitlinien Seniorenverpflegung: Es ist angerichtet! Genussvoll essen in Senioreneinrichtungen, Stand: Juli 2018, 2. überarbeitete Auflage, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
https://www.vdk.de/hamburg/pages/68318/auch_im_alter_laesst_sich_mit_genuss_essen?dscc=essenc