Gemeinsames Kochen in SeniorInnen-Wohngruppen
Wie Teilhabe genussvoll in der Küche beginnt
Eine Zentralküche sucht man in den Häusern der Pflegeheim GmbH Alb-Donau-Kreis vergebens. Matthias Lapschies, der zwei der insgesamt sieben Häuser der Gruppe leitet, berichtet engagiert, wie die Essenszubereitung jeweils in den Wohnküchen durch die BewohnerInnen und Präsenzkräfte stattfindet.
Und das vom Frühstück bis zum Abendessen. Die SeniorInnen werden dabei ganz bewusst auch in die Speiseplangestaltung eingebunden. Die Pflegeheim GmbH Alb-Donau-Kreis setzt gezielt auf Werte wie Geborgenheit und eine spürbare häusliche Wärme, die für alle BewohnerInnen erfahrbar ist. Kleine Wohngruppen mit 12 bis 21 SeniorInnen und einer jeweils festen Präsenzkraft gestalten ihr Leben in den Häusern der Gesellschaft. Der WG-Alltag schließt hauswirtschaftliche Tätigkeiten genauso ein wie gemeinsames Kochen und Genießen. Lediglich eine zentrale Verteilerküche übernimmt die Einkaufs- und Verteillogistik der Lebensmittel auf die Wohngruppen. Und die SeniorInnen von Matthias Lapschies sind begeistert, wenn sich in ihrem Wohngruppenalltag alles ein wenig anfühlt wie früher zu Hause. Ob es der Duft nach frischem Kaffee am Morgen ist, das gemeinsame Gemüseschneiden in der Küche zur Mittagszeit oder die täglichen Gespräche der BewohnerInnen untereinander. Hier herrscht ein Miteinander, das viele noch aus früherer Zeit aus dem eigenen Familienleben kennen. Der große Vorteil: Selbst diejenigen, die nicht mehr mobil sind und am gemeinsamen Tun in der Küche selbst nicht mitwirken können, haben Teil am Alltag. Wenn der Duft aus Topf und Backofen in den Flur zieht, wenn Geschirr klappert und Besteck am Tisch platziert wird, dann fühlt sich auch das ein wenig nach früher an.
Selbstbestimmtheit – ein mehr als zeitgemäßes Konzept
In konservativen Wohn- und Verpflegungskonzepten wird häufig lediglich die reine Versorgungssituation von HeimbewohnerInnen abgebildet. Das gemeinsame Arbeiten, der gegenseitige Austausch, das persönliche Mitgestalten kommen darin kaum vor. Für Matthias Lapschies stand von Anfang an fest, dass “seine” BewohnerInnen soweit wie möglich selbstbestimmt zusammenwohnen sollten. Das bedeutet im Umkehrschluss für die Präsenzkräfte, dass ihre Arbeit vom gemeinsamen Anleiten, von gezielter Aktivierung und der praktischen Unterstützung der SeniorInnen geprägt ist. Klassische Altenpflege wird hier ersetzt durch das Motto: Ich helfe dir, es selbst zu tun. Die tägliche Vor-, Zu- und Nachbereitung der Speisen ist für die BewohnerInnen Dreh- und Angelpunkt der Tagesgestaltung. Ihre Woche erhält dadurch die Struktur, die sie aus ihrem bisherigen Leben kannten, und die Wochentage verschwimmen nicht konturlos ineinander. Der doppelt positive Effekt: echte Teilhabe und die Förderung von emotionalem Genuss. Das gibt Kraft, regt die Sinne an und schenkt Lebensqualität.
Profi-Tipp: Sollte es nicht möglich sein, Kochgruppen in Ihrer Küche bzw. Ihrem Verpflegungskonzept als dauerhafte Einrichtung zu etablieren, denken Sie doch einmal über eine Kochgruppe nach, die sich einmal in der Woche in Ihrer Zentralküche trifft, um gemeinsam zu kochen oder zu backen!
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