So fördert Kreativität die Gesundheit von Senioren
Ob Stricken, Malen oder Kochen: Kreative Hobbies machen nicht nur Spaß, sie tragen auch dazu bei, dass wir gesund altern.
Das zeigen verschiedenen Studien wie eine aktuelle aus den USA, bei der Senioren, die eine neue Sportart lernten, in der Folge seltener ärztliche Betreuung brauchten und weniger Medikamente.
Oder eine Untersuchung, die belegte, dass Singen in einem Chor das Sozialverhalten fördert und das Selbstvertrauen von älteren Menschen stärkt. Erfahren Sie hier, warum Kreativität gesund ist und auch in Einrichtungen für Senioren gefördert werden sollte.
Kreativ sein bedeutet laut Duden, Ideen zu haben und diese gestalterisch zu verwirklichen. Wer diesem einfachen Prinzip folgt und sich in kreativen Hobbies entfaltet, ist zufriedener, leidet sogar seltener an Depressionen und ist geistig fitter. Denn: Kreativität macht glücklich und wer glücklich ist, genießt in der Regel häufiger und baut körperlich und geistig langsamer ab. Das zeigt unter anderen eine Studie, die am University College London durchgeführt wurde. Einrichtungen für Senioren können diesen Faktor nutzen und mit kreativen Angeboten den Glücksfaktor und somit das Wohlbefinden ihrer Bewohner steigern.
Doch was steckt hinter der Kraft der Kreativität? „Man erschafft etwas mit den eigenen Händen, das macht stolz und zufrieden“, sagt Angela Welsch, sie ist seit zwei Jahren Rentnerin und hat im Stricken und Nähen ein erfüllendes Hobby gefunden. In der ehemaligen DDR wurde sie zur „Textilreinigungfacharbeiterin“ ausgebildet. Dabei entdeckte sie ihre Liebe zu Stoffen und dem Nähen. „Nun habe ich endlich mehr Zeit für mein Hobby und suche immer wieder neue kreative Wege, um mich auszuleben“, sagt sie. Dabei fühle sie sich jeden Tag jung und aktiv.
Angela Welsch bestätigt das, was auch Studien zeigen: Die Erfahrung, schöpferisch zu sein, wirkt anregend und beglückend gleichzeitig. Dieser Umstand wirkt sich laut Untersuchungen sogar positiv bei chronischen Schmerzen aus. Der Grund: Bei kreativen Beschäftigungen sind beide Gehirnhälften gefordert, sowohl die linke vernunftbegabte als auch die gegenüberliegende Seite, die für unsere Gefühle verantwortlich ist. Das Gehirn hat also Pause von krankmachenden Denkmustern, möglichen negativen Gefühlen oder Schmerzen, denn während der kreativen Tätigkeit darf es den Blick allein auf die eigene schöpferische Kraft lenken.
Doch auch die Interaktion mit anderen während einer kreativen Tätigkeit wirkt sich positiv auf das eigene Wohlbefinden aus, findet Seniorin Welsch. Seit über drei Jahren nimmt sie regelmäßig an den Kursen der Seniorenwerkstatt an der vhs Mainz teil und genießt den Austausch. „Ich besuche hier den Töpfer- und Nähkurs, über die Jahre hat sich eine feste Gruppe gebildet. Es ist jedes Mal wie Freunde treffen“, sagt sie. Alle seien offen und haben ein gemeinsames Ziel: Kreativ sein.
Die Unterstützung durch die Kursleiter empfindet sie dabei immer in genau passendem Maß: „Nicht zu viel, nicht zu wenig, so dass wir optimal gefordert sind“, sagt sie. Genau darauf komme es an, bestätigt Franziska Wienzek. Sie leitet seit zehn Jahren die Seniorenwerkstatt und einzelne Angebote. „Die Senioren erleben sich selbst als wirksam und können daraus Wertschätzung und Selbstbewusstsein ziehen, wenn man ihnen nicht alles abnimmt“, sagt sie. In Einrichtungen für Senioren müssten die Freizeitangebote laut ihr in ähnlicher Art gestaltet sein: Professionell angeleitet, die Fähigkeiten und Kreativität jedes einzelnen fördernd, aber jedem Teilnehmer auch genügend Raum gebend, sich selbst auszuprobieren und seine Ziele zu erreichen. Dabei können die zum Teil verloren gegangenen Fertigkeiten wieder aufgebaut und geübt werden. Wichtig dabei sei es, die individuellen Bedürfnisse und Gewohnheiten der Bewohner einer Einrichtung zu erfragen und die jeweilige Biografie bei den kreativen Angeboten zu beachten.
Die kreativen Ergebnisse von Angela Welsch und den anderen Teilnehmern der Mainzer Seniorenwerkstatt werden im Dezember bei dem alljährlichen Adventsbasar im Mainzer Alten- und Wohnheim präsentiert. Darauf freut sich Angela Welsch jetzt schon: „Anderen mit selbstkreierten Stücken eine Freude zu machen, macht mich sehr glücklich“, sagt sie. Als Nächstes plant die energiegeladene Rentnerin eine offene Werkstatt in ihrer Heimat Streufdorf in Thüringen einzurichten, wo sie jedes Jahr den Sommer verbringt. „Im Hintergebäude meines Hauses haben bereits einige Generationen handwerklich gearbeitet. Jeder, der Lust hat, soll in den Räumen künftig willkommen sein und seine Kreativität entdecken“, sagt sie. Auch mit einem offenen Bücherschrank will sie bald das Dorf bereichern. An neuen Ideen fehlt es Angela Welsch nicht.
Quelle: Glücksstudie: https://www.elsa-project.ac.uk/