Marktüberblick Nr. 12/2024
Obst & Gemüse
Historische Unwetter in Spanien vernichten Ernte
Sinnflutartige Regenfälle, gepaart mit massiven Windböen von bis zu 80 km/h und Hagel führten in Regionen von Spanien zu zahlreichen Toten. Infolgedessen kam es auch zur Zerstörung der Infrastruktur sowie einer Warenverknappung. Vor allem Kakis sind knapp und werden bis zum Ende der Saison begrenzt sein. Nach ersten Schätzungen sind allein im Raum Valencia 20.000 Hektar betroffen. Daher werden für die kommenden Wochen alternative Herkünfte gefragt sein, die je nach Verfügbarkeit maßgeblich die Preisentwicklung beeinflussen.
Zwei Wochen nach den verheerenden Unwettern in Spanien werden nun auch massive Regenfälle in Andalusien – Malaga gemeldet. Die Erzeuger melden zwar keine größeren Verluste auf den Orangen-Plantagen, aber es kommt zu Ernte-Stopps und dementsprechend zu Verzögerungen im Export. Man rechnet bei den Frühsorten mit entsprechend schwachen Qualitäten.
Weltweite Entwicklungen bei saisonalem Obst und Gemüse
In Deutschland geht die Gemüsesaison ihrem Ende entgegen. Nur Kohlsorten wie Wirsing und Chinakohl werden noch geerntet. Rot-/ Weißkohl und Möhren steht aus Lagerhaltung zur Verfügung. Auch die Kürbis-Ernte ist abgeschlossen. Hokkaido wird vorrangig noch aus dem Süden Deutschlands angeboten.
Die letzten Partien an italienischen Trauben erreichen den Markt. Ware aus Brasilien folgt zu stolzen Preisen. Weitere Herkünfte aus Übersee werden noch nicht gehandelt. Das größte Traubenanbaugebiet in Südafrika – Orange River Valley – meldet den Erntestart in KW 47. Trotz extremer Hitze in der zweiten Oktoberwoche, welche zum Blütenabwurf führte, rechnet man lediglich mit Einbußen um 10%. Die Erzeuger sehen sehr zuversichtlich in die Zukunft.
Die ersten Erdbeeren aus Ägypten und Marokko werden importiert. Der Handel stellt nun auf kleine Gebinde-Einheiten um. In Griechenland werden ebenfalls die ersten Erdbeeren aus Tunnelanbau geerntet. Die Ware geht komplett in den Export. Auf Grund der sehr hohen Nachfrage am Markt die mit astronomischen Preisen verbunden ist, können die Griechen die Ware sehr gewinnbringend platzieren. Der Clementinen Export aus Griechenland ist ebenfalls mit hohen Preisen gestartet. Noch müssen die Früchte entgrünt werden, aber in ca. 2 Wochen rechnet man mit einer guten Ausfärbung der Früchte. Die Erntemengen fallen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 15 % geringer aus, die Kaliber werden in diesem Jahr jedoch größer erwartet.
Die Herkunftsländer der Mandarinen-Orangen sind hauptsächlich China und Türkei. In China fällt allerdings durch Hitzeperioden im Sommer die Ernte um etwa 20 - 30 % geringer aus als im Vorjahr. Damit bleibt die Türkei durch den starken Dollar und die hohen Containerpreise sehr wettbewerbsfähig (trotz hoher Inflation). Extrem short ist die (TGQ) Choice Ware (mit 5% Bruch, versus TGE mit 10%), da Spanien durch die Wetterkapriolen stark gebeutelt ist und als Herkunft für die höherwertige Ware wegfällt.
Bei Limetten stellt sich der Markt auf eine massive Mengenverknappung ein. Hintergrund sind aktuell Schiffsverspätungen. Die steigende Nachfrage wird die Preise weiterhin steigen lassen.
Italien startet jetzt mit der Ernte von Cherrystrauchtomaten aus Herbstpflanzungen. Die Preise geben nach. Der Tomatenanbau in Sizilien steht vor großen Herausforderungen. Zu hohe Temperaturen, schlechte Planung, instabile Märkte und mangelnde Zusammenarbeit zwischen den Erzeugern setzen die Zukunft des Sektors unter Druck. Die ersten Moro-Orangen werden gepflückt. Die Ware ist jedoch noch nicht ausreichend pigmentiert. Erst Mitte Dezember wird die Ware gute innere Werte und volle Farbe aufweisen.
Bunte Salate aus Latina stehen bereits zur Verfügung. Grüne Sorten sind im Gewicht aber noch etwas leicht. Frankreich startet nun auch in die Saison. Die Preise sind noch relativ hoch, diese liegen 15 -25 % über Italien. Mit zunehmenden Mengen werden sich aber auch hier die Preise regulieren.
In Almeria steigert das Erntevolumen an Gurken, was sich sofort im Preis bemerkbar macht. Wir werden die Ware jedoch vorsorglich die kommenden zwei Wochen folieren lassen. Dies zahlt auf das Shelflife der Ware ein.
Demonstration der Landwirte gegen Freihandelsabkommen
Französische und deutsche Landwirte demonstrieren gegen Freihandelsabkommen – Verkehrseinschränkungen und verspätete Warenlieferungen. Hintergrund ist der Unmut über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur. Die Landwirte befürchten dadurch entstehende Nachteile gegenüber südamerikanischen Produzenten. Auch die deutsche Grenzregion ist von der Blockade betroffen – mit Verzögerungen ist zu rechnen.
Fleisch & Wurstwaren
Preise für Rindfleisch steigen
Der Preisauftrieb bei Rindfleisch aus Europa hält weiterhin an. Insbesondere Jungbullenfleisch verteuert sich spürbar jede Woche. Saisonbedingt sind darüber hinaus Keulenteile für Braten- und Rouladen, etc. stark nachgefragt. Gleiches gilt auch für Verarbeitungsware oder Gulaschfleisch. Der Fokus liegt aktuell vor allem auf Oberschalen, die saisonal wie in jedem Jahr knapp werden können. Filets steigen mit den kommenden Feiertagen deutlich im Preis.
Beim Kalbfleisch sorgen die stabil hohe Nachfrage und relativ geringe Schlachtzahlen weiterhin für steigende Preise. Insbesondere Rosé-Kälber sind sehr knapp. Feiertagsbedingt wird im Dezember ein nochmaliger Preisanstieg prognostiziert.
Der Markt für argentinisches Rindfleisch ist durch eine aktuell sehr verhaltene Nachfrage, verspätete Ankünfte von Schiffen und falsche Markteinschätzungen von massiven Überhängen, insbesondere von Ware mit kurzem MHD (Mitte Dezember 2024) regelrecht überschwemmt. Trotz der im Oktober extrem hochpreisig verladenen Rindfleisch-Container werden die Preise für Steakhüfte und Roastbeef für den Dezember weiter rückläufig erwartet. Filets werden zu den Feiertagen jedoch tendenziell weiter steigen.
Aktuell brechen die Preise für R&L Rindfleisch-Container in Argentinien um 2.000-3000 USD / Tonne für die aktuelle oder die Verschiffung im Dezember ein. Diese Ware wird jedoch erst im Januar 2025 in den EU-Markt fließen. Brasilianisches Rindfleisch tendiert ebenfalls uneinheitlich, d.h. Roastbeef tendiert seitwärts, bzw. etwas leichter, Filet steigen dagegen im Rahmen der feiertagsbedingten Nachfrage deutlich im Preis.
Stabile Preise für Schweinefleisch
Der Schweinefleischmarkt tendiert seit der letzten Preisreduzierung Ende Oktober relativ seitwärts und unverändert. Einzelne Wochen sind geprägt von leichten Überhängen des Angebots oder Nachfrage mit entsprechenden Preiskorrekturen. Der aktuelle Basis-Preis der AMI von 1,92 € / kg wird bis Jahresende als fest eingestuft. Preisaufschläge werden saisonal und feiertagsbedingt bei Schweine-Filet und Schweine-Lachs erwartet.
Entwicklung von Lammfleisch im deutschen Markt
Frischware an Lammfleisch bleiben auf dem deutschen Markt weiterhin knapp und preislich fest. TK-Ware ist aktuell ausreichend vorhanden, wobei der starke Preisanstieg im 2. Halbjahr 2024, vor allem ausgelöst durch geringe Schlachtzahlen in Neuseeland und der sich veränderten Exportallokation der verfügbaren Mengen, bei einzelnen Teilstücken bereits zu Kaufzurückhaltung und geringerer Bevorratung führt. Keulenteile, Haxen, etc. werden aktuell wieder günstiger angeboten, TK-Filets wiederum sind aktuell sehr knapp.
Fisch & Seafood
Nordostatlantik: Küstenstaaten einigen sich auf Makrelen-Gesamtquote
Die Küstenstaaten des Nordostatlantiks haben sich Ende Oktober auf eine Makrelenquote für 2025 in einer Gesamthöhe von 576.958 t geeinigt. Das ist die niedrigste TAC in über einem Jahrzehnt und bedeutet eine Senkung gegenüber dem laufenden Jahr 2024 um 22 %. Die Quote entspricht den Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES). Allerdings konnten sich die Küstenstaaten – Norwegen, Russland, die Färöer Inseln, Großbritannien, die EU, Grönland und Island – nicht auf eine Verteilung dieser Quote auf die Einzelstaaten einigen. Die Aufteilung soll bei weiteren Treffen am 16. und 17. Dezember 2024 in London diskutiert werden.
Bei der Sprotte sinkt die Fangmenge um rund 30 Prozent, für Scholle beschloss der Rat unter Berücksichtigung unvermeidbarer Dorsch-Beifänge eine Fangmenge auf der Höhe des Vorjahres. Für die beiden Dorschbestände wird die Beifangmenge abgesenkt – bei östlichem Dorsch um rund 28 Prozent und bei westlichem Dorsch um rund 22 Prozent.
Molkereiprodukte
Milchmarkt weiterhin angespannt
Die Milchanlieferung ist auf ihrem jährlichen Tiefpunkt angekommen und das deutlich unter den Vorjahren. Die Lage bleibt weiterhin angespannt, was höhere Auszahlungspreise für die Landwirte bedeutet. Der Bio-Preis schließt sich dem konventionellen Preis an und steigt in der Auszahlung an die Landwirte im Gleichschritt. Dies paart sich weiterhin mit geringen Fettgehalten und schwachen Inhaltsstoffen, sodass für die Produktion von fetthaltigen Produkten mehr Milch benötigt wird je kg. Im Portemonnaie spüren wie die schlechte Verfügbarkeit der Rohware Milch bereits bei Butter seit längerem. Hier werden die Preise monatlich verhandelt. Die Trinkmilch wird halbjährlich verhandelt, der nächste Abschluss steht jetzt an. Wie bereits in den letzten Berichten prognostiziert, werden die Preise zum 01.01.2025 steigen.
Besonders kritisch ist aktuell die Rohware Bio-Milch. Hier haben wir aktuell das Problem, dass nicht ausreichend Rohware nachkommt, um den Bedarf zu decken.
Unsere NATURA-Milch hat leichte Ausfälle, bzw. kommen die Mengen zeitverzögert. Voraussichtlich im Januar, wenn die Milchmengen saisonal wieder steigen, wird sich dieses Problem entschärfen.
Bei der Butter verschärft die steigende Nachfrage durch das Weihnachtsgeschäft die Situation weiter. Gepaart mit der geringen Milchverfügbarkeit führt dies zu einer weiteren Preiserhöhung für Dezember.
Der Spot-Rahmpreis explodiert und liegt aktuell bei ca. 11€/kg Fett. Die Milch-Verwertungsartikel wie Joghurt, Quark, und Co. werden folgen. Aktuell ist noch nicht absehbar, wann sich diese Situation merklich entspannen wird.
Beim Käse zeigt sich das gleiche Bild wie bei der Butter. Es geht vorerst im Gleichschritt weiter. Die Nachfrage ist ungebrochen. Beim italienischen Hartkäse (Grana Padano & Parmigiano Reggiano) steigen die Preise weiter. Der Handel ist aktuell in Preisverhandlungen. Teils wurden diese bereits abgeschlossen und die Verkaufspreise am Regal deutlich erhöht.
Kaffee, Tee & Kakao
Steigende Kaffeepreise ab 2025 erwartet
Ab Januar 2025 werden die Preise der Kaffeelieferanten voraussichtlich steigen. Grund dafür ist, dass die Rohkaffeepreise aufgrund von ungünstigen Wetterbedingungen in wichtigen Anbaugebieten, gestiegener Produktionskosten und einer erhöhten globalen Nachfrage stark angestiegen sind. Viele weitere Faktoren (bspw. fehlende Container und damit einhergehende unzuverlässige Logistik) führen zu einem angespannten Markt und höheren Preisen für Verbraucher, wobei nicht abzusehen ist, wann und ob sich diese Situation in Zukunft verändert. Leider spiegeln die beiden Rohkaffeebörsen in New York (Arabica) und London (Robusta), die angespannte Weltmarktsituation und die veränderten Warenströme wider.
Wir rechnen mit einem Preisanstieg von ca. 1,50 € je kg. Der Rohstoffpreis der Kaffeebohne Robusta ist seit Oktober 2023 bis heute um 108,6 % gestiegen, während der Preis für die Kaffeebohne Arabica um circa 70% zugenommen hat. Wo früher ein deutlicher Preisunterschied zwischen den beiden Bohnen herrschte, nähern sich die Preise nun immer mehr an und steigen stetig. Um mögliche Engpässe zu vermeiden, wird empfohlen, sich rechtzeitig ausreichend Vorräte anzulegen.
Die Situation auf dem Beschaffungsmarkt für Kakaobohnen und Kakaobutter hat sich leider nicht entspannt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Aufgrund von Ernteeinbrüchen (20-30% unter Vorjahr) sowie einer globalen Nachfragesteigerung in Kombination mit Spekulationen an den Handelsmärkten, sind die Kakaobohnen-, Kakaobutter- sowie Kakaopulverpreise massiv gestiegen.
Von der angespannten Lage auf dem Milch- und Kakaomarkt sind auch alle Backwaren betroffen, die diese Rohstoffe enthalten. Insbesondere die Kombination beider Produkte (bspw. bei Schokocroissants) führt zu Preiserhöhungen.